Samstag, 6. November 2010

Gonzo: "Wetten dass...?"

Es ist wieder soweit, "Wetten dass...?", der Fernsehklassiker schlechthin, flimmert zum n-ten mal in unsere Wohnzimmer. Für mich endet die Sommerpause erst heute, da ich bei der letzten Sendung verhindert war. Eigentlich wollte ich ja mal eine Zusammenfassung schreiben, da ich mir die letzte Sendung aufgenommen habe, aber beim bloggen gilt: Aufgeschoben ist aufgehoben. Das ist schade, das prangere ich an, aber so sieht es aus.
Auch nach der (also: meiner) Sommerpause darf der folgende disclaimer (also: Haftungsausschluss) nicht fehlen:

Folgender Beitrag ist vom Gonzo-Stil geprägt, daher völlig subjektiv und sowieso Humbug:

Thomas "Wetten dass...?" Gottschalk betritt die Showbühne in Hannover. Hannover, denke ich, hoffentlich schauen die Scorpions nicht vorbei. Wie-dem-auch-sei. Der Herr der Sendung verspricht eine unterhaltsame Sendung, doch der erste Schocker lässt nicht lange auf sich warten. Gottschalk kündigt Christian Wulff an - und irgend ein Zuschauer, der ebenfalls den Namen unseres Dritter-Wahlgang-Bundespräsidenten trägt -so darf man zumindest vermuten-, steht auf und grüßt die Menge präsidial. Man schmunzelt, erleichtert.

Derweil betreten die Hunziker und ein Typ mit schlechter Perücke und 80er-Jahre-Porno-Outfit die Bühne. Gottschalk nennt die Hunziker auch schon mal Nicole, der ein oder andere sucht bei solchen Aktionen sicher den "Gefällt mir"-Button am Empfangsgerät. Ich hingegen bin amüsiert.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Lena Meyer-Landrut und der Schweighöfer werden aufs Sofa gebeten. Jetzt schon der Weltmeister im Schwergewicht, samt Frau... ich sag´ ja, Schlag auf Schlag.

Gottschalk meint, Hunzikers Tattoo habe er noch nie gesehen. Der Witz war gut, auch oder gerade weil er es ernst meint. Lenas Tattoo kennt er auch nicht, vermutet es aber am linken Fuß. Der nächste Zonk.
Es zahlt sich aus, wenn der Showmaster gut vorbereitet ist.
Es folgt das übliche Sofapalaver.

Die erste Wette; der Kandidat behauptet er könne mit einem Basketball acht Meter in zwei Minuten zurücklegen ohne den Boden zu berühren.
Da das die Kinder- bzw. Jugendlichenwette ist, stehen passenderweise (hoho) Lena und der Schweighöfer als Wettpaten bereit.

Top, die Wette gilt!
Die ganze Aktion sieht interessant bis bizarr aus. Die Familie hält "roll roll Stefan" Transparente in die Höhe. Im Bundestag hätte man sie des Saales verwiesen, das nur nebenbei. Am Ende der Wette steigt die Spannung, da die Zeit knapp wird, aber der Kandidat rollt in James-Bond-manier mit sieben verbleibenden Sekunden über die Ziellinie.
"Awesome", meint Lena. Bestimmt sucht auch sie den "Gefällt mir"- bzw. für Lena wohl den "Like"-Button.

Es folgen die unausweichlichen Sofa-Gespräche.
...und nebenbei wieder Werbung für einen Film.
Gottschalk: "Wann startet der Film?"
Lena: "Is´ schon! Is´ schon!"
Es geht nichts über gut vorbereitete Moderatoren. Van Gaal hätte schon den Saal verlassen (pun intended).

Nun die Außenwette, aus -nicht weit von hier- Villingen (!).
Der Kandidat behauptet mit einem Modellbuggy einen professionellen BMX-Fahrer auf einer BMX-Strecke abhängen zu können.
Derweil kämpft die Hunziker mit dem Schwennigen in Villingen-Schwenningen. Gut, eigentlich kämpft sie auch schon mit dem Villingen. There is no Schwenningen in Villingen, denke ich mir, oder so.
Herr Klitschko ist für den BMX-Fahrer, dessen Frau spricht sich für den Kandidaten aus.

Top die Wette gilt! (..nach Startschwierigkeiten, da die Abfahrtrampe die Bahn nicht freigeben will.)
Es erinnert mich an Micro Machines (das gab es mal als Videospiel). Sehr lustig das Ganze. In den Kurven kann der Buggy aufholen, doch in den Geraden fällt er ab.
Es folgt ein reines Photofinish.
Sehr seltsam. Das Bild zeigt den Buggy beim Zieleinlauf vorne. Nach der angezeigten Zeit hatte das BMX gewonnen.
Nun ja, die Diskrepanz hat keiner bemerkt und das Bildmaterial überzeugt mich auch mehr.

Der Einsatz wird fällig.
Die Klitschkos wollen einen russischen "Romanzz" darbieten, Gottschalk entsetzt: "Russische Romane haben 700 Seiten!!!".
Frau Klitschko: "Niacht Roman, RomanZZZ".
Herrlich.

Die erste Musikdarbietung.
Die Fantastischen Vier sagen "Danke".
Fein. Bei dem durchschnittlichen Wetten-dass-Musiker wäre ich jetzt Bier holen gegangen.
Aber sicher nicht bei den Fantas.

Gottschalk ist neidisch auf das Engelskostüm der Fantas und bittet Thomas D. und Smudo auf das Sofa. Nebenbei wird im Zusammenhang mit dem Kostüm auf Stuttgart 21 verwiesen. "Wir wollen nach oben, nicht nach unten", meint Herr D.

Der nächste Kandidat wettet, dass er 33 Kakteen mit der Zunge erkennen kann. Vier aus fünf muss er richtig erraten.
Der Wetteinsatz für Smudo und Thomas D.: Auf einem Nagelbrett "Mein kleiner grüner Kaktus" singen. Hoho.
Gottschalk ist -das muss erwähnt werden- ziemlich gut drauf, auch wenn er bisweilen recht verwirrt wirkt.
Die Dekoration ist -auch das muss einmal erwähnt werden, auch wenn es für so ziemlich alle Wetten und deren Dekoration gilt-
sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Da lässt man sich beim ZDF nicht lumpen. Wo ist nochmal der "Like"-Button? Aber lassen wir das. Ich bin wahrlich kein Fratzebuch-Anhänger.

Top die Wette gilt!
Meine Zunge schmerzt schon vom bloßen Zusehen. Von solchen Wetten lebt aber die Sendung, wenn wir ehrlich sind.
En passant verulkt Gottschalk die Hunziker, die Vermutung liegt nahe, dass sie auch deswegen eingestellt wurde. Der Kandidat züngelt sich eifrig von Kaktus zu Kaktus. Lena wird schlecht, lässt sie verkünden und der Kandidat gewinnt.

Nun die übliche Autowerbung. Das ganze wird wie immer als Preis des Wettkönigs getarnt, sonst könnte das jemand tatsächlich für Werbung halten...

Es ist 21:25 Uhr und kein geringerer als Denzel Washington betritt den Saal.
Gottschalk bequatscht Denzel, man könnte doch einen "Deal" machen und "Wetten dass...?" in die USA holen, sehr lustig.
Auch Gottschalk bringt S21 auf die Tagesordnung: "In den USA versucht man einen fahrenden Zug aufzuhalten, die Deutschen einen Bahnhof." In solchen Situationen frage ich mich immer a) Was sagt der Dolmetscher dazu und b) Was denken die Stars dabei..?
Sei es drum.
"Außer Kontrolle" heisst Denzels neuer Film. "´Außer Kontrolle´ wäre auch ein guter Titel für die Sendung hier", meint Gottschalk. Haha, er hat recht und ich finds´ gut.

Die nächste Wette:
Der Kandidat behauptet, dass er eine Rampe so ausrichten kann, dass ein Motorrad (gesteuert von einem Wettkollegen) auf einem vorher definierten Punkt landen wird.
Der Kandidat bekennt: "Ich bin eine Rampensau".
Das ist zunächst einfache Physik, um es etwas spannender zu machen wird die Rampe von dem Wettkandidaten gehalten.
Das Motorrad landet in einem Sandbecken (so wie beim Weitsprung). Weit daneben. Der Kandidat meint er sei nicht bereit gewesen.
Der nächste Versuch...
ebenfalls daneben.
Gottschalk , dass man dem Kandidaten noch einen Versuch zugesteht (obwohl die Wette verloren wäre).
Der nächste Versuch: Diesmal nur wenige Zentimeter daneben, aber halt daneben. Denzel jubelt: Das passt, das passt!
Dann noch ein Versuch: Deutlich daneben.
Das war es. Schade. Aber: Zu Recht.

Denzel muss nun die nächste Musikdarbietung ansagen, am besten auf Deutsch, meint Gottschalk.
Durch Gottschalks Vorgeplänkel weiß ich schon, dass ich bald Bier holen gehen werde.
Jedenfalls macht Herr Washington das schon ganz gut. Und ich bin am Kühlschrank.
"Who owns my heart? Is it love or is it art?" fragt die junge Dame im Song. Die Kunst ist es nicht, das kann ich mit Bestimmtheit sagen.
Auf dem Sofa folgen die üblichen Platitüden und die junge Dame muss jede Menge Autogramme schreiben.
Damit es nicht langweilig wird, animiert Gottschalk die Herren Klitschko und Washington dazu auf dem Sofa etwas Schatten zu boxen... WTF? Keiner weiß so recht was gemeint ist, lustig ist es allemal.

Die nächste Wette wird von einer chinesischen Kandidatin dargeboten.
Die Kandidatin behauptet sie könne ein Bündel mit Geldscheinen allein vom Klang her auf vier Scheine genau zählen.
Gottschalk verulkt nebenbei die Kandidatin, ganz China und Atze Schröder. Ein klassischer Rundumschlag Gottschalk´scher Art.
Die Kandidatin möge sich die Scheine nach "Feng Schuh Art" zurecht legen, meint Gottschalk.

Top die Wette gilt!
Binnen 60 Sekunden zählt die Kandidatin einen großen Stapel Geldscheine, aus dem Gottschalk zuvor eine paar Scheine entfernt hat, durch.
Und mir fällt auf, dass ich die Wette wohl nicht richtig verstanden habe. Sei es drum.

Gottschalk überprüft den Zählvorgang durch eine höchstpersönliche Zählung der Scheine.
Ich kann nicht folgen, was Herr Gottschalk da zusammenzählt. Meine Nebensitzerin auch nicht.
Da fällt mir auf, dass Gottschalk nicht zählen kann!
OK, alles klar, die Hunziker muss ran.
Und mir fällt auf: Ich verstehe es immer noch nicht.
Jetzt schnall´ ich es: Die kann auch nicht zählen! Die hat immer nur bis neun gezählt, statt bis zehn. Ich lache mich kaputt. Am Ende muss die Chinesin für alle vorzählen.
FAIL.
Hoffentlich sieht das in China niemand.

An der Stelle fühle ich mich bemüßigt mich meinen Lesern, oder zumindest denen, die es bis hierhin durchgehalten haben, zu erklären: Es liegt weder an mir, noch am Bier; die Sendung ist tatsächlich so wirr.

Die nächste Live-Darbietung.
Die Blue Man Group.
Es ist schon manchmal verstörend, was im deutschen Fernsehen dargeboten wird.
Die Gäste aufm Sofa schauen ebenso verstört bis verwundert zu. Aber eigentlich ganz lustig, das Ganze.

Gottschalk proklamiert nun den Exodus der anglophonen Gäse:
"All the English speaking people are allowed to go home now, we will carry on in German."
Sehr seltsam, das Ganze; es wirkt wie ein Rausschmiss. Aber sei es drum. Der Flieger wartet nicht, meine ich.

Gottschalk rekurriert auf das Jahr 1983 (ich müsste meine Eltern mal fragen, ob ich diese Wette schon gesehen habe, ich vermute: Ja): Damals wettete der Kandidat, dass er seinen LKW (mit Holz beladen) auf einer Wippe binnen zwei Minuten für zehn Sekunden in die Balance bringen kann. Er scheiterte.
Heute ist bekanntlich das Jahr des Herrn 2010 und die Geschichte geht weiter, diesmal mit einem anderen Kandidaten und mit einem Bus voller Leute. Die Idee bleibt die gleiche.
Der Originalkandidat von 1983 ist auch wieder da und nimmt auf der Couch Platz. Herrlich. Das ist Nostalgie ohne den faden Beigeschmack der Vergangenheit.
Gottschalk scheitert auch daran auszurechnen, wie viel Jahre die Originalwette zurückliegt und stellt zu recht fest "Ich rechen´ heute nix mehr".
Nebenbei dissen alle vereint nochmal Miley Cyrus. (Die junge Dame bietet auch reichlich Angriffsfläche, so hiess es auf dem Sofa noch: "Die Fans sind mir das Wichtigste", ein paar Minuten später entfleucht sie und lässt achtlos alle Fangeschenke liegen... soso, die Fans sind das Wichtigste. Is´ klar.) Der Samstag Abend schweisst halt doch zusammen.

Top die Wette gilt!
(Es sei angemerkt: Der Wettpate Atze Schröder wurde gar nicht nach seinem Votum befragt...)
Fahrig geht es hin und her.
Die Zeit geht geht zur Neige, doch dann neigt sich der Bus in die Balance und verharrt dort für EXAKT zehn Sekunden!
Die Wette ist gewonnen. Fein.

Wieder Musik.
Ich frage mich, ob James Blunt auch Blunts raucht. Wohl kaum, sonst würde er vermutlich deutlich entspanntere Musik machen.
Auf zum Kühlschrank!

Die Musik ist durch, zurück zur Couch. Man disst wieder Miley. Herrlich. Es geht um Workouts und straffe Bäuche; Herr Klitschko: "Oahne Fleijss, kein Preijs!". Recht hat er.

Da fällt mir gerade ein: Wo bleibt eigentlich die Stadtwette?
Die gute alte Tradition, dass eine Stadt sich zusammenrottet um Gottschalk zu zeigen was ne Harke ist, wird man doch nicht aufgegeben haben?!?

Der nächste Kandidat wettet, dass er es schafft 1000 Kerzen binnen zwei Minuten auszupusten. Gottschalk wettet dagegen, der Verlierer muss sich, so der Einsatz, in der nächsten Sendung von Cat von D (nebebei: was macht die Tante bei "Wetten dass...?" ?) ein Tattoo stechen lassen. Oh je...

Top die Wette gilt!
Der Kandidat presst aus seinen Lippen eine Art Stoß/Druckluft und pustet so ganze Reihen von Kerzen auf ein Mal aus, lässt aber auch immer wieder ein paar Kerzen stehen, was ihm letztlich das Wett-Genick bricht, denn ein paar (zwei, drei) bleiben stehen. Schade.

Der Wettkönig soll gekürt werden.
Für gewöhnlich fällt mir die Einschätzung leicht, heute kann ich das nicht behaupten.
Dennoch mein Tipp: Das Rennen wird ganz knapp zwischen dem Buggy und den Kakteen entschieden. Tja nun wird eine Entscheidung schwer, doch ich lege mich fest, die Kakteen haben hauchdünn die Nase vorn.
Mal sehen.

Der Wettkönig/die Wettkönigin steht fest:
3% Weitsprung
10% Bus
11 % Geld (die Chinesin)
18 % Modellbuggy
26 % Kakteen
32 % Kerzen

Nun gut. Der König hat verloren und dennoch gewonnen. Mir schwant, dass das in erster Linie mit dem Wetteinsatz des Kandidaten zu tun hat. Aber gut. Er fährt mit einem Fahrzeug deutscher Provinizenz nach Hause.

Am Schluss gibt es noch "die Rose der Karpaten" (WTF?) für Frau Klitschko, so Gottschalk, , gemeint sind natürlich die üblichen Blumen.

Ein kleines Fazit: Ich wurde köstlich unterhalten. Bisweilen war es eine geradezu rauschhafte Sendung, eine Sendung mit Witz, Euphorie und auch reichlich Ausfallerscheinungen. Und das ist gut so. Im Grunde auch ein bisschen "Der Pate": "Gerade als ich dachte ich bin raus ziehen sie mich wieder rein" (just when i thought i was out they pull me back in").

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