Samstag, 13. Juni 2009

Gonzo: "Wetten dass...?"

Folgender Beitrag ist vom Gonzo-Stil geprägt, daher völlig subjektiv und sowieso Humbug:

Es ist wieder soweit. „Wetten dass...?“ steht an und zwar aus Malle, bildungsfernen Schichten auch als „Mallorca“ bekannt – äh nein, es war andersrum. Aber nun gut.

Die Sendung beginnt.
Gottschalk wählt den für eine Stierkampfarena passenden Einmarsch, nämlich mit einem Stier, welcher als neuer Freund Gottschalks mit dem Namen „Santander“ angekündigt wird. Die spanische Variante von Knut eben. Samt spanischer Version von Thomas Dörflein, welcher jetzt mit (mehr oder weniger pseudo-)spanischen Vokabeln und samt Stier aus der Arena herauskomplimentiert wird.

Gottschalk kündigt an, dass man in dieser Sendung gerne mal hinter die Kulissen schauen könne und gewährt gleich erste Einblicke mit einer Kameraeinstellung auf die als Telepromterersatz dienenden Tafeln, welche von Assistenten neben der Kamera gehalten werden. Die Tafeln enthalten aufmunternde Kommentare bezüglich Gottschalks Outfit.
So selbstironisch Gottschalk hier rüberkommen möchte, so wenig erheiternd ist dies in Wirklichkeit.

Ralf Möller betritt die Arena als Schwimmmeister. Na super, wir sind alle gerettet, hust.
Die Simple Minds sind es im Übrigen. Apropos: man kann sich glücklich schätzen wenn man nach der Sendung nicht auch, wenigstens für ein paar Stunden, an einem einfachen Gemüt leidet.


Die Arenawette wird angekündigt.
Der Kandidat behauptet, dass er durch einen sich im Wasserbecken befindlichen Schwimmreifen mit ca. 23cm Durchmesser springen kann (Bauchumfang ca. 100cm) und fordert andere Zuschauer ihm dies im Rahmen der Arenawette gleichzutun.
Sogleich folgt die erste Demonstration seines Könnens. Ralf Möller gibt gleich den Schwimmmeister.

Ganz Deutschland schreit nach Baggerwetten, attestiert Gottschalk. Jetzt könne man endlich mal dem Wunsch des Publikums nachkommen, aber erst am Ende der Sendung.

Michelle Hunziker betritt die Arena. Gottschalk ist verzückt und lacht gekünstelt.
Die Hunziker bekommt einen Cocktail serviert und rätselt, ob dieser wohl Alkohol enthält. Ralf Möller hingegen spricht ein wahres Wort gelassen aus:
„Zwei Stunden Gottschalk, kannst Du nur mit Alkohol überleben.“
Ich nehm´ den Möller beim Wort und gehe zum Kühlschrank für ein kleines (großes) Bierchen.

Prost.

So, weiter im Text, der Smalltalk auf der Couch ist, wie so oft, einfach nur peinlich.

Die erste (reguläre) Wette steht an.
Die Kandidaten behaupten einen Basketball mittels Trampolin über eine Distanz von sechs Metern in einen Basketballkorb "dunken" zu können.
Der Wetteinsatz wird besprochen: Die Hunziker soll, so sie denn mit ihrer Einschätzung ("Sie schaffen es nicht") falsch liegt, Synchronschwimmen.

Zehn Bälle sollen in zwei Minuten ihren Weg in den Korb finden.
„Top die Wette gilt!“
Das Ganze sieht schon ziemlich spektakulär und irgendwie Matrix-respetive-Flying-Daggers-mäßig aus.
Na ja, eigentlich war man ja zwei bis drei Sekunden über der Zeit, aber man will ja nicht kleinlich sein, die Kandidaten haben wohl ihre Wette gewonnen.
Die Hunziker protestiert, das Publikum ist empört, Brot und Spiele halt, oder so.

Sie protestiert weiter, aber beugt sich dem Herrn der Sendung (?).
Jedenfalls kündigt Gottschalk den ersten Musik-Act an.

Gottschalk vergleicht die Sendung mit „Fernsehgarten reloaded“, das ist vermutlich zutreffend, aber zugleich KEIN Qualitätsmerkmal.

Otto betritt die Bühne respektive Arena.
Erstaunlich, dass man mit einem „Holloräitiii“ und einem gurgelden „Hahaaa“ auch noch nach über 25 Jahren die Massen toben lassen kann.

Und so wird auch auf der Couch ordentlich geträllert und mehr oder weniger ordentlich geblödelt.
Derweil hat die Hunziker Position bezogen. Gottschalk ist (erneut) verzückt.
Es wird kurz ins Wasser gesprungen, das Synchronschwimmen fällt aus, es ging laut Gottschalk eh nur darum die Hunziker im Bikini zu sehen.

Und Otto ist natürlich nicht ohne Grund da. Es muss ein Film beworben werden.

Die zweite Wette wird angekündigt.
Ein kleines Chaos bricht auf der Tribüne aus, weil Gottschalk da mit dem Wettkandidaten Stellung beziehen will (warum eigentlich?).
Der Kandidat behauptet 25 Gläser auf seinem Kopf stapeln zu können.
Otto soll der Wettpate sein, der Einsatz: einmal mit einem Esel durch die Arena reiten.
Der Kandidat bringt sich zunächst mit einem Tänzchen in Stimmung.
Nach dem elften Gläschen folgt die nächste Tanzeinlage. Dann wird weiter gestapelt.
Nach dem 17. die nächste Tanzeinlage.
Das hat schon Stil.
20. Glas, die nächste Tanzeinlage.
Oh je, jetzt wird das Stapeln auch schwierig.
Ok, und das war es. Die Gläser fallen von seinem Kopf. Das ist meines Erachtens aber mehr ein Stapel-Problem, als eine Frage des Kandidaten.
Otto muss ran an den Esel, bzw. auf den Esel.

Und wieder soll Musik ertönen.
Eine unselige Beatles-Kopie. Frevelei.
Oh je, und ich hab kein Bier mehr kühl. Schnell zum Tiefkühlschrank.

Und dann auch noch ein Medley! Das ist zu viel. Musikalisch wurde ja bei „Wetten Dass...?“ noch nie oder selten Großes geboten, aber das empört mich jetzt so vielschichtig, dass ich daran denke, den Fernseher auszuschalten.
Und ganz schlechter Playback ist es auch noch, wenn ich das richtig sehe.
„Na na na nananana, heyyy Jude.“
Ihr Luschen.

Das Publikum schreit nach einer Zugabe, ich habe den Finger am Ausschaltknopf.

Placido Domingo wird in die Arena gekarrt.
Der Simultandolmetscher streikt offensichtlich, erfreulicherweise hab ich was anständiges (Spanisch) gelernt.
Jetzt wird mit Placido auf Deutsch parliert.

Endlich, die nächste Wette! Der Kandidat wettet, dass er normale Spielkarten in eine Wassermelone werfen kann, so dass diese stecken bleiben.
Domingo wettet gegen den Kandidaten.
Die Wette gilt.
Mit geringem Abstand und mit Tennisaufschlagstöhngeräuschen wirft der Kandidat in die Melonen und gewinnt.
Ich hätte mir eine filigranere Wette erhofft.

Domigo-Day, sozusagen. Placido muss mit dem Publikum singen. Irgendwie erinnert das an die Fischer-Chöre.
Selten war ich von einer Wetten Dass-Sendung so gelangweilt (Gottschalk ruft mittlerweile einen großen Moment in der Fernsehgeschichte aus, der ihm vermutlich 300 Zuschauer in der jüngeren Zielgruppe gekostet habe).

Die nächste Trällerdame –diesmal für die jüngere Zielgruppe- wird angekündigt.
Es wird nicht interessanter.
"It´s alright, it´s ok" heisst es da. Der Zuschauer sollte es mittlerweile besser wissen: Nein, das ist es nicht.

Germany´s next Topmoppelmodel-Gewinnerin Sarah betritt die Arena.
Das übliche belanglose Gespräch auf der Couch.

Die nächste Wette: Die Kandidatin behauptet 280 Hula Hoop-Reifen mit einem Gesamtgewicht von über 20 kg schwingen zu können.
Top die Wette gilt!
15 Sekunden sind zu bewältigen.
Das Ganze sieht schon sehr interessant aus und: sie schafft es!

Wieder Musik.
Ich schau mal was mein Bier macht.
Die Simple Minds sind es im Übrigen. Apropos: man kann sich glücklich schätzen wenn man nach der Sendung nicht auch, wenigstens für ein paar Stunden, an einem einfachen Gemüt leidet.

Hardy Krüger Jr. und Wayne Carpendale lassen sich in die Arena karren. Die Tendenz geht also weiter nach unten in der heutigen Sendung.

Ich schaue auf die Uhr: Ab jetzt überzieht Gottschalk.
Aufgrund der vielen Fouls und Auswechselungen gebe ich ihm 5 Minuten Nachspielzeit. Alles andere ist eine Zumutung.

Das Publikum jubelt plötzlich ohne erfindlichen Grund, la-ola-Wellen gehen durch die Arena.
Seltsam.

Die nächste Wette. Der Kandidat behauptet 25 BHs allein mit Essstäbchen öffnen zu können.
3 Minuten Zeit.
Top die Wette gilt!
Teilweise hat der Kandidat ganz schön Schwierigkeiten. Letztlich schafft er es aber souverän mit über 40 Sekunden Restzeit.
Apropos Restzeit. Meine Geduld halt langsam ein Ende.

Es folgt, Rumgeplänkel und die obligatorische Autowerbung.

Wie eingangs angekündigt nun die Baggerwette.
Ein Baggerfahrer muss binnen dreieinhalb Minuten mit einer Fackel ein Feuerwerk entzünden.
Top die Wette gilt!
Nach nicht einmal 40 Sekunden ist die Wette beendet.

Mittels TED soll nun der Wettkönig ermittelt werden.
Als ob es mich kümmerte. Das ist die passende Gelegenheit um „Couldn't Care Less“ von Blackmail aufzulegen.

Die Sendung wird langsam aber sicher abgewickelt: Nun die Saalwette.
Für das Protokoll, wir befinden uns mittlerweile in der 40. Minute der Überziehung.
Man lässt es offen, ob er es der Saalkandidat geschafft hat und bietet ihm statt dessen eine Woche Malle-Urlaub auf ZDF-Kosten an. Den Gebührenzahler freut es.
Ralf Möller muss auch noch ins Wasser.

Der TED ist ausgewertet.
Wettkönig ist mit 57 % der Stimmen die Hula Hoop-Dame.

Die Sendung ist –erfreulicherweise- zu Ende. Nach über 50 Minuten Überziehung. Die furchtbare Bealtes-Coverband spielt noch mal auf.

Ein kleines Fazit: Abgeschmackter und langweiliger war „Wetten dass...?“ wirklich selten. Es war Schade um die Zeit. Vielleicht hatten die Mallorca-Urlauber in der Arena eine Bombenparty, hier kam davon nichts an. Bitter. Aber bis zum nächsten Mal.
Vielen Dank an den, der es bis hier geschafft hat.

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