Dienstag, 13. Oktober 2009

Palm Pre oder warum Palm fast alles richtig macht, aber dennoch zu viel falsch

Heute kommt der (die, das?) Palm Pre in Deutschland auf den Markt. Im Marketing-Deutsch nennt sich das Ganze dann: „Pre-miere“.
Und ohne das Ding in der Hand gehabt zu haben kann man anhand der im Netz verfügbaren Daten (Angaben des Herstellers, Erfahrungsberichte von US-Usern, Youtube-Videos, etc.) bereits folgendes sagen:
Palm macht fast alles richtig und dennoch zu viel falsch.

Ein paar der wirklich positiven Aspekte:
- Wechselbarer Akku
- Kein Sim- oder Net-Lock
- Ausklappbare Tastatur (was das in der Praxis taugt, wird sich zeigen)
- Multitouchbedienung
- Multitasking

Auf der anderen Seite der Waagschale, negativ ist:
- kein Steckplatz für Speicherkarten, 8 GB Speicher
8 GB mögen dem Nutzer genügen oder auch nicht, wenn man jedoch die Konkurrenz des Pre betrachtet wird man feststellen, dass 8 GB Speicher (zumal ohne Erweiterungsmöglichkeit) nicht mehr zeitgemäß sind und bereits nach einem Update schreien.

- Keine Bildschirmtastatur / Touch-Tastatur
Der Palm Pre hat wie bereits oben erwähnt eine ausklappbare Tastatur. Eine optionale Touch-Tastatur auf dem Bildschirm wie beim iPhone gibt es dagegen bisher nicht.
Der geneigte Leser wird sich vielleicht fragen wozu man eine Touch-Tastatur benötigt, wenn eine physische verfügbar ist. Aber zum einen gibt es durchaus Nutzer, die auf die Touch-Tastatur schwören, zum anderen kann man die Tastatur des Pre nicht sinnvoll nutzen, wenn man das Gerät quer hält (im Marketing-Deutsch nennt man das wohl den Landscape-Modus).

- Palms Synergy
Schließlich zum Hauptkritikpunkt: Palms Synergy.
Bei Synergy handelt es sich um eine Einrichtung, die die im Netz verfügbaren Kontakt- und Kalenderdaten der Nutzer, etwa aus einem Google- oder Facebook-Account, mit dem Palm Pre abgleicht. Eine Synchronisierung mit dem lokalen Rechner (also dem Rechner Zuhause) wie das der ein oder andere vielleicht noch von Palms bisheriger Software zum Abgleich der Daten her kennt (Palm Desktop), ist nicht mehr vorgesehen.

Klar, Cloud Computing (so nennt man die Kiste) ist (wohl) hipp, aber, brauche ich das überhaupt?
Und noch wichtiger: möchte ich das überhaupt?
In meinem Fall ist die Antwort: ich möchte weder meine Kontakt- und Kalenderdaten im Netz herumschicken, noch wäre ich so irre diese Daten einem Dienst anzuvertrauen, bei dem ich nicht weiß wie diese Informationen später genutzt werden.
Ich habe keinen Facebook-Zeitverbrenner-Account (ich verschwende auch so genug Zeit im Netz) und das große G nutze ich (wie jeder andere auch), aber doch mit zunehmend schlechtem Gewissen.
Was hat sich Palm bei Synergy gedacht? Der moderne Netznomade, der sich im Internet ohnehin buchstäblich nackig macht, soll das gleiche auch noch mit seinen Kontakt- und Kalenderdaten tun?!

Klar, gibt es Programme von Drittanbietern. Aber mal ehrlich: wenn man 481 Euro für ein Mobiltelefon ausgibt (und sei es auch noch so fancy mit touch und schnipp), muss so was dabei sein. Punkt.
Hierzu treten die üblichen Drittanbieter-Fragen und Risiken: Funktioniert es? Wirklich? Auch nach dem nächsten Betriebssystemupdate?
Das sind alles Sachen, die man als Hersteller, der das iPhone herausfordern will, dringend vermeiden muss. OK, die Ablehnung des Cloud Computing mag mein persönliches Problem sein. Wenn diese Abneigung aber weitere potentielle Nutzer teilen, wird aus diesem scheinbar vereinzelten Problemchen sehr schnell Palms nächste Absatzkrise. Das wäre dann vielleicht Palms Letzte.

Palm, das könnt ihr besser.

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