Samstag, 6. November 2010

Asbest-GAU II

Nach und nach mehren sich die Informationen über den Wandel der besten zur asbesten Bibliothek des Jahres:
Gestern habe ich erfahren, dass die Bibliothek der Universität Konstanz am Freitag um 17:55 Uhr geschlossen wurde. Per Lautsprecherdurchsage und ohne Begründung (!) wurden die Nutzer zum sofortigen Verlassen der Bibliothek aufgefordert, was bei dem ein oder anderen für eine verwunderte bis panikartige Gemütslage gesorgt hat (Stichwort: Bombenalarm?).

Die entsprechende Begründung erhielten die Mitglieder der Universität dann erst um 18:03 Uhr per E-Mail. Wer also zuvor seine für Prüfungen, Seminararbeiten, Examina, etc. erforderlichen Materialien nicht aus der Bib und den darin befindlichen Schließfächern gerettet hat, hat -Stand heute- erstmal das Nachsehen (Nachtrag; 7.11.2010, 13:15 Uhr: Betroffene sollen sich bei den Mitarbeitern der Bib melden. Immerhin ein Anfang.) . Sicher wird man eine Lösung finden, aber eine ordentliche Informationspolitik sieht anders aus.

Auf den für die Schließung der Bibliothek maßgeblichen Seiten der Universität (-> http://www.ub.uni-konstanz.de/a-z/s/status.html und http://www.aktuelles.uni-konstanz.de/bibliothek/)
finden sich zusehends weitere Informationen.
Indes bleiben mehr Fragen als Anworten.
Eine FAQ-Seite täte hier not.

Die Prioritätensetzung bei den Ansprechpartnern stößt bei mir auch auf Verwunderung:
Bei den Kontaktdaten sind zuerst die Medienvertreter aufgelistet, dann dürfen die Fragen zur Schließung der UB und ihren Auswirkungen ran und dann, ja dann, dürfen sich die Bedenkenträger aus gesundheitlicher Sicht melden.
Man mag mich als Haarspalter bezeichnen, aber etwas seltsam ist das allemal.
Ferner ist diese Informationspolitik reichlich uneffizient, gerade weil den jeweiligen Ansprechpartnern die maßgeblichen Fragen vermutlich mehrfach gestellt werden...
Habe ich schön erwähnt, dass eine FAQ-Seite hilfreich wäre?

Weiterhin, an der ein oder anderen Stelle in der Presse liest man davon, dass nach Angabe von Experten die gesundheitliche Gefahr nicht bezifferbar sei, aber man schätze sie als gering ein.
Das erscheint mir als Widerspruch.
Entweder man kann die Gefahren einschätzen oder eben nicht. Sollte das aber nicht möglich sein, wie kann man dann die Gefahren als gering einschätzen?

Die für mich maßgeblichen Fragen bleiben:
Inwiefern bestand für die Nutzer eine Gesundheitsgefahr?
Wo genau wurde die Kontaminierung festgestellt? Also: In welchen Bereichen, auf welchen Gegenständen?
Welche Untersuchungen hat man angestellt? Sind auch Untersuchungen in der Universität generell geplant?
(Schließlich ist bekannt, dass hier mutmaßlich ein Problem schlummert.... man betrachte die entsprechend markierten Wände...).
Was ist mit den bereits ausgeliehenen Büchern?
Wie geht der Betrieb weiter?
Warum wurden die Nutzer nicht vorab über die Asbestfunde und die möglichen Schritte informiert?
Und so weiter und so fort.

Sicher, die ein oder andere Frage kann nicht ad hoc beantwortet werden. Aber jedenfalls alle organisatorischen Fragen sollten so schnell wie möglich geklärt werden. Ich erhoffe mir da ganz besonders von der für Montag angekündigten Informationsveranstaltung einige Antworten.

Aber und auch das muss erwähnt werden, nach anfänglichen Pannen, so scheint es, befindet sich die Angelegenheit in zusehends geordneten Bahnen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Betriebsarzt Dr. Manuel Fritz ist heute und morgen telefonisch als Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen an der Uni zu erreichen. Also am Wochenende. Und derart überobligationsmäßiges Engagement der Verantwortlichen ist in dieser Angelegenheit nicht der Einzelfall.

So oder so, man darf auf die Informationsveranstaltung am Montag gespannt sein.
In diesem Sinne:
...die Show muss weitergehn´ auf Wiedersehn´.
Ich verabschiede mich bis zum Montag nach der Informationsveranstaltung.

P.S.:Nebenbei, wer sich in Pessimismus und Internet-Trolltum suhlen mag, dem sei ein Besuch der (Leser-)Kommentare auf den entsprechenden Themenseiten des Südkurier empfohlen (vgl. statt aller die Kommentare zu einem Artikel auf suedkurier.de, nebenbei sehe ich gerade, dass die "besten" Kommentare bereits z.T. von der Redaktion gelöscht wurden).

P.P.S.:
In der Hoffnung, dass eine Baldige Lösung gefunden wird erlaube ich mir eine humorige Film-Idee zum Besten zu geben. Schließlich eignete sich der Vorfall wunderbar für einen Heist-Movie, in welchem die Asbest-Konstaminierung von einer großen Suchmaschine vorgetäuscht wird, damit man in der Zeit der "Reinigungsarbeiten" heimlich die gesamten Buchbestände scannen kann. Eric S. wäre dann gewissermaßen Daniel Ocean und das Ganze wäre dann der langsamste Heist in der Filmgeschichte...

Keine Kommentare: